Welche Machtformen gibt es und wie kann man diese für sich nutzen?

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Welche Arten von Macht gibt es? 

Wie kann man sich gegen negative Machtspiele zur Wehr setzen? 

Wie lässt sich Macht positiv nutzen? 

Diese und weitere Fragen beantwortet Martina Chudziak im Rahmen der Interviewreihe “Einstieg. Aufstieg - für Frauen in Politik & Verbänden”. 

Martina Chudziak

Regionalvorständin bei FidAR e. V.

- Frauen in die Aufsichtsräte

Arten der Macht

Macht hat mehrere Definitionen. Oft wird Macht mit einem bestimmten Amt oder einer Funktion in Verbindung gebracht. Es gibt allerdings auch noch eine andere Form von Macht, nämlich die Macht von Wissen.
Wenn ich etwas weiß, dann habe ich einen Zugang, den andere nicht haben und habe somit auch Macht.
Somit können mir auch Netzwerke und die Mitgliedschaft in Verbänden Macht verleihen. 

Eine dritte Option ist die Macht in uns selbst. Ein schreiendes Baby hat sehr viel Macht gegenüber seinen Eltern. Ich habe Macht, weil ich die Kühlschranktür öffnen kann, meine Hunde nicht. Darüber denken wir oft gar nicht nach und dürfen hier mal genauer hinschauen.  

Eine letzte Machtform, die ich hier noch anbringen möchte, ist die Macht unserer Stimme.
Die Stimme, mit der wir etwas sagen, bewegen oder ändern können und auch die Stimme, die wir bei Wahlen abgeben. Auch dabei haben wir Macht, wir müssen sie nur a) anwenden und b) wenn möglich richtig einsetzen. 

Möglichkeiten der Machtausübung auf subtilere Art und Weisen  

Beispiel “Sofa-Gate”: Beim EU-Türkei-Treffen 2021 in Ankara bekam EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nur einen Sofa-Platz am Rande - anders als EU-Ratspräsident Charles Michel.
Das ging absolut nicht und sorgte bei mir für absolute Sprachlosigkeit, bereits als die Bilder im Fernsehen zu sehen waren, noch bevor darüber diskutiert wurde. Es ist eher eine Fassungslosigkeit und Sprachlosigkeit gewesen.
Frau von der Leyen hat ganz viele Verdienste errungen in ihren verschiedenen Positionen und Funktionen, die sie hatte. Durch die Tatsache, dass sie sich drei Wochen später noch einmal in Brüssel hinstellte und mitteilte, dass sie als Frau wirklich tief getroffen war, hat sie allerdings meiner Meinung nach allen Frauen einen Bärendienst erwiesen. 

Ihre Reaktion in der Situation selbst war schon etwas zurückhaltend. Man hätte ja auch eine andere Verhaltensweise an ihrer Stelle wählen können, wie zum Beispiel den EU-Ratspräsidenten zu bitten aufzustehen und sich selbst hinzusetzen, oder um einen weiteren Stuhl zu bitten oder auch zu sagen, für mich ist diese Veranstaltung zu Ende. Es hätte also schon Alternativen gegeben, um seine eigene Macht etwas mehr herauszustellen. 

Kontext der Situation war eine klare Machtdemonstration: Wir zeigen dir mal, wo du aus unserer Sicht hingehörst - nicht in deiner Funktion, sondern als Frau. Ich hätte mir eine sofortige Reaktion der Kommissionspräsidentin gewünscht und kein so spätes, zögerliches Bekenntnis der Betroffenheit.
Ein Mann hätte klar seine Machtposition ausgespielt. 

Beispiel für negative Machtspiele

Ein negatives Beispiel von mir persönlich war Folgendes:
Ich war beruflich schon immer sehr viel auf Reisen und hatte dabei einmal einen Vorgesetzten bekommen, der eher unter die Kategorie „Macho“ fiel und der meinte, ich müsse mit ihm auf Dienstreise gehen.
Er fand das dann auch ganz spannend, mich einmal zu bitten, abends die Hoteltür aufzulassen.
Ich wusste erst gar nicht, was er wollte; ich war ja noch verhältnismäßig jung. 

Da war also das Machtspiel: Er war Chef und glaubte nun, diese Macht ausüben zu können, weil ich sonst irgendetwas hätte befürchten müssen. Ich bat ihn zweimal, das zu unterlassen. Beim zweiten Mal habe ich angekündigt, wenn er das nochmal macht, dann fliege ich nach Hause und er müsste dann im Büro erklären, warum ich früher zurückgeflogen bin.

Er hat dies nicht ernst genommen und ich habe das dann tatsächlich durchgezogen.
Ich habe auch wirklich im Büro nichts erzählt und nur gesagt: „Nein, das wird er euch erzählen, wenn er zurück ist“. Am Ende sah er natürlich nicht gut aus in dieser Situation, auch wenn sonst nichts weiter daraus folgte.

Das war ein Machtspiel, bei dem ich sage, das geht gar nicht und ich habe eine Form gefunden, mich dagegen zu wehren. Ich war nicht nachtragend, die Fronten waren geklärt und wir haben noch ein paar Jahre gut zusammengearbeitet. 


Beispiel für positives Einsetzen von Macht

Ein positives Beispiel für die Nutzung von Macht:
In der Zeit, in der ich im Ausland ein Finanzprojekt geleitet habe, hatte ich dort auch Mitarbeiter im Büro.
Das waren einheimische, also georgische Mitarbeiter*innen.

Ich habe meine Macht, die ich mitbrachte, zum einen für den Wissenstransfer und zum anderen dafür genutzt, dass alle diese Mitarbeiter*innen am Ende des Projekts gute Jobs erhalten haben.
Das Weitergeben von Wissen ist eine Möglichkeit, in der ich Macht positiv einsetzen kann und gleichzeitig auch etwas tue, das mich persönlich zufrieden macht.


Was ich verändern würde, wenn ich ganz viel politische Macht hätte

Eine ganz wichtige Thematik für mich ist das Paritätsgesetz zu schaffen.
Wir brauchen dies und es gibt ganz viele Diskussionen darüber. In anderen Ländern funktioniert es bereits, auch wenn die Rechtsgrundlagen natürlich andere sind.

Ich glaube aber, dass es bei uns an einer ganz anderen Systematik hakt, nämlich dass wir immer Gründe finden, warum es nicht geht. Menschen, die nicht möchten, dass es dieses Gesetz gibt, argumentieren mit den Schwierigkeiten.
Wenn ich die entsprechende Macht hätte, würde ich lösungsorientiert schauen, was es bedarf, damit es funktioniert und es umsetzen (lassen).


Mein Appell: 

Macht Macht sexy?
Darüber darf jeder gerne einmal nachdenken.

Datum des Interviews: 07.05.2021

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Moin, ich bin Janina Tiedemann.

Ich bin Moderatorin und stärke als Trainerin und Speakerin seit 6 Jahren Frauen für Führungspositionen in Politik & Verbänden.
Wir brauchen tolle Frauen, die die Gesellschaft gestalten wollen!

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