Wie entscheide ich mich, welche politische Ebene die richtige für mich ist?
Wie wäge ich ab, ob sich der Wettbewerb lohnt?
Wann nehme ich meinen Hut wieder aus dem Ring?
Diese und weitere Fragen beantwortet Heike Hannker im Rahmen der Interviewreihe “Einstieg. Aufstieg - für Frauen in Politik & Verbänden.”
Heike Hannker
Ortsvorsitzende,
Stellv. Kreis- und Bezirksvorsitzende, FDP
Die Entscheidung politisch aktiv zu werden
Ich war vor meinen Kindern Tourismusmanagerin und habe mich bereits beruflich für meine Region eingesetzt. Nach den Kindern wollte ich mich weiterhin für meinen Ort einsetzen und habe in diesem Zuge für den Gemeinderat kandidiert und das Mandat direkt geholt.
Es folgten danach das Mandat im Samtgemeinderat, der Beisitz im Kreisverband und dann nacheinander die Stellvertretungen im Kreisvorsitz und Bezirksvorsitz.
Das ging einfach immer so weiter und fügte sich nacheinander.
Als dann als nächster Schritt die Landtagskandidatur anstand, wurde ich aus den Reihen meiner Partei ermutigt, mich zur Wahl zu stellen. Da ich nichts zu verlieren hatte, habe ich dann auch kandidiert.
Auf welcher Ebene arbeiten?
Die Arbeit auf kommunaler Ebene macht besonders Spaß, weil man vor Ort direkt sieht, was man umsetzt. Das fängt bei der Kinderkrippe an und bei einem Spielplatz, den ich mit ausgesucht habe.
Die großen Veränderungen werden aber auf Landesebene entschieden und auch dort gibt es genug spannende Themen, die dann auch wieder einen lokalen Bezug haben.
Ich habe vor 5 Jahren für meinen Kreisverband für den Landtag kandidiert und dort auch das zweitbeste Wahlergebnis für meine Partei erzielt. Auf Bezirksebene bin ich damals auf Listenplatz 28 gelandet, ein Platz, mit dem ich weit davon entfernt war, in den Landtag einzuziehen. Im Nachhinein war das aber auch in Bezug auf die Vereinbarkeit mit meinen damals noch kleinen Kindern so in Ordnung.
Aktuell kandidiere ich erneut für den Niedersächsischen Landtag und wurde beim Kreiswahlparteitag mit 95% der Stimmen zur Kandidatin gewählt. Im nächsten Schritt kommen die Kreisverbände zusammen und stellen auf Bezirksebene die Liste auf, wobei diese dann in die Landesliste mündet. Ich hatte bereits meinen Hut für Platz zwei auf der Bezirksliste in den Ring geworfen, stellte dann aber fest, dass es sehr unwahrscheinlich sein wird, mich da durchzusetzen: Für die Listenplätze eins und zwei kandidieren bereits aktuelle Landtagsabgeordnete und in das Rennen um Platz zwei ist kurzfristig noch ein weiterer Bewerber aus einem anderen Kreisverband eingestiegen. Vor diesem Hintergrund wäre Platz zwei zu gewinnen, auch aufgrund der gewollten unterschiedlichen Regionalität, schwierig geworden.Somit kandidiere ich jetzt auf Platz zwei - und nach zwei Männern auf Platz eins und zwei ist dann auch wirklich mal eine Frau dran! Welchen Platz ich dann auf der Landesliste bekomme, bleibt abzuwarten.
Abwägen welche Wettbewerbe sich lohnen
Auf kommunaler Ebene macht man den Wahlkampf direkt vor Ort und es kennen einen auch viele Menschen. Je höher die Ebene, desto schwieriger wird es. Ich kann an dieser Stelle ein Zitat von Guido Westerwelle bestätigen: “Je höher man auf einen Berg steigt, desto dünner wird die Luft!” Man merkt auch innerhalb einer Partei, dass man ab einem gewissen Punkt die Ellenbogen ausfahren und sich klar positionieren muss.
Mein Schicksal momentan ist, dass wir einen guten Kreisvorsitzenden haben, der nicht zur Diskussion steht und ich daher mal schauen muss, wie es für mich weitergeht. Mal schauen was in 5 Jahren ist ;).
Es gibt natürlich auch Eventualitäten, die sich noch nicht abschätzen lassen - ob wir als Partei mal mehr Fraktionssitze bekommen oder sich die Möglichkeit auftut nachzurücken.
Den Hut wieder rausnehmen
Ich habe für mich erstmal eine strategische Entscheidung getroffen, den Hut für Platz zwei wieder aus dem Ring zu nehmen. Dennoch kandidiere ich weiterhin für den Landtag und sehe hier auch weiterhin alle Chance offen.
Ich werde den Wahlkampf dennoch rocken. Letztendlich geht es auch darum als Partei Stimmen zu sammeln, um die Landesregierung mitzugestalten und das Direktmandat ist ja auch noch eine Option.
Schlüssel für Wählerstimmen
Unser Ortsverband hat auf Samtgemeindeebene im Herbst das zweitbeste Ergebnis unter den FDP- Kreisverbänden geholt. Ein Schlüssel ist hier sicher, dass wir sehr aktiv waren, unsere Wähler*innen auf verschiedenen Kanälen zu erreichen: Wir haben hier eine Liberale Zeitung und Flyer verteilt und haben alle Erstwähler angeschrieben und zu Themen für die Samtgemeinde befragt.
Außerdem haben wir einen tollen und auch wirklich aufwendigen Imagefilm “21 für 21” gedreht, in dem wir alle 21 Kandidaten vorgestellt haben und diesen über Social Media beworben. Auf Social Media waren wir dank einer Kollegin auch sehr aktiv, darüber bekommt man natürlich auch junge Menschen.
Mein Appell an dich:
Wenn du dich einsetzen möchtest, dann sage ich: Nicht schnacken, einfach machen.
Man hat nichts zu verlieren!
Datum des Interviews: 23.02.2022